Moderne Milchkuhhaltung
Vom Anbindestall zum Laufstall.
Ungefähr 12, 5 Millionen Rinder leben in Deutschland. Ein Drittel davon, ungefähr 4,3 Millionen Tiere, sind Milchkühe. Deutschland ist innerhalb Europas die Nation mit der größten Milchproduktion.
Durchschnittliche Milchleistung von Milchkühen
Von der Biokuh bis zur Hochleistungskuh
Eine Hochleistungsmilchkuh wie die schwarz-weiß gescheckte Holstein-Friesian, kann jährlich 9.000 bis 14.000 Liter Milch geben. Andere Rassen geben bis zu 30 Liter Milch täglich und kommen im Jahr auf eine Milchleistung von bis zu 8.000 Litern. Eine Milchkuh, die in Biohaltung lebt, wird nicht mehr als 9000 Liter Milch jährlich produzieren können. Die Milchleistung von Biokühen ist zwar mit der von herkömmlich gehaltenen Kühen vergleichbar. Die verkäufliche Milchmenge reduziert sich aber für den Biobauern, da er die Kälber in den ersten drei Lebensmonaten mit der natürlichen Milch der Kühe füttert und nicht mit proteinhaltigen Milchersatzprodukten wie der konventionelle Bauer.
Vom Anbindestall zum Laufstall
Bereits 75 Prozent aller Rinder leben in Laufställen.
Ein fester Platz für die Kuh, an dem sie mit Ketten oder Gurten befestigt, schlafen und fressen muss, entspricht nicht mehr den Standards moderner Tierhaltung. Eine Kuh, die angebunden fressen muss, wird Haltungs- und Gelenkschäden entwickeln und schnell erkranken. Seit 2013 sind Anbindeställe in der ökologischen Landwirtschaft daher verboten. Nur Ausnahmen werden bei Höfen mit weniger als 35 Kühen noch zugelassen. Vor allem in Süddeutschland ist oft eine Dorflage des Hofes Grund dafür, dass ein Laufstall aus Platzgründen nicht möglich ist. Laut des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) leben mittlerweile 75 Prozent aller Rinder in Laufställen.
Der moderne Laufstall
Im Laufstall soll sich die Kuh frei bewegen können. Der ökologische Landbau schreibt eine Mindeststallfläche von 6 Quadratmetern und eine Auslauffläche von 4,5 Quadratmetern pro Kuh vor. Die Gesamtstallfläche wird dabei in Bereich für das Fressen, Liegen und Herumgehen aufgeteilt. Ein Laufstall ist ein Stall mit einem Liege-, Fress- und Laufbereich. Meist ist der Stallboden ein Betonspaltboden, durch dessen Ritzen, die Ausscheidungen der Kühe versickern können.Im Liegebereich sind Boxen abgetrennt, in denen die Kühe ungestört Wiederkauen können.Die sind entweder mit Gummimatten versehen oder mit Stroh, Heu oder Sägespänen eingestreut. In der Ökotierhaltung ist es Vorschrift, dass die Box der Kuh mit Einstreu versehen ist. Im Fressbereich soll jede Kuh einen Platz haben, an dem sie fressen kann. Meist gibt es auch Bürsten, an denen sich die Kühe nach Belieben reiben können, um die Flanken oder den Rücken zu säubern. Der Laufbereich umfasst die Gänge, mit denen die Bereiche untereinander verbunden sind.
Moderne Melktechnik
Auch hier kommt immer mehr Technik zum Einsatz.
Zusätzlich gibt es einen Melkstand. Den Melkstand können die Tiere oft zu einer Zeit ihre Wahl ansteuern, wo sie dann fixiert und gemolken werden. Normalerweise wird eine Kuh alle 10-14 Stunden gemolken. Ein Melkroboter kann den Melkvorgang automatisiert übernehmen. Die Kühe werden mit Kraftfutter angelockt und dann über den Transponder identifiziert. Wurde die Kuh bereits kurz zuvor gemolken, treibt der Melkroboter sie zurück aus der Melkanlage. Ein Melkroboter kann bis zu 200 Melkungen täglich durchführen. Dabei wird sofort eine Filterung der Milch vorgenommen, sodass Verunreinigungen direkt entfernt werden können. Ein Kuhstall ist meist kühl, da die Kühe Temperaturen um 7 Grad bevorzugen. Bei Temperaturen über 17 Grad lässt die Milchleistung der Kühe nach.
Ernährung der Milchkühe
Die Nahrung von Kühen besteht aus Gras und Heu. Das Säuregleichgewicht des Pansenmagens ist auf diese Art von Futter angewiesen. In der Biotierhaltung darf die Milchkuh ausschließlich mit Futtermitteln ernährt werden, die genetisch unverändert sind.In der konventionellen Milchkuhhaltung ist auch Soja, das genetisch verändert oder mit Pestiziden behandelt wurde, erlaubt. Um die Milchleistung zu steigern, ist eine Zugabe von Kraftfutter notwendig, das besonders energie- und eiweißreich ist und oft aus Getreidesorten, Zuckerrübenschnitzeln oder Raps- und Sojaschrot besteht. Sowohl konventionell gehaltene Kühe als auch Biokühe werden mit Kraftfutterzugaben gefüttert.
Futterausgabe am Automaten
Jede Kuh hat einen variablen Bedarf an Futter, der sich nach ihrem Alter, der Menge der von ihr gelieferten Milch oder danach, ob die Kuh trächtig ist, richtet. Daher werden in modernen Milchkuhbetrieben oft die individuellen Daten einer Kuh über einen Transponder an eine Futterstation übermittelt, die registriert, welche Kuh sich nähert und dann eine genau auf diese Kuh zugeschnittene Futterration an sie abgibt. Bei einer Milchleistung von 40 Litern benötigt eine Kuh bis zu 52 Kilogramm Futter sowie circa 160 Liter pro Liter Milch. Meist wird über den Futterautomaten eine Mischung aller üblichen Komponenten des Kuhfutters (Grassilage, Maissilage, Kraftfutter) als Mischung in der auf die Kuh abgestimmten Ration ausgegeben. Eine ganzjährige Fütterung mit Silage, also durch Milchsäure gegärtes und konserviertes Futter, ist verboten. Eine gesunde Fütterung ist wichtiger als die Futtermenge. Die Kuh darf nicht zu viel Fett ansetzen, da sie sonst weniger fruchtbar ist oder weniger Milch gibt.
Die besten Weiden für die Milchkühe
Eigentlich sind Kühe Steppentiere, die unter natürlichen Bedingungen den gesamten Tag weidend verbringen würden. Nicht jeder Milchbauer verfügt über eine eigene Weidefläche. Es gibt Ställe, an die nur eine offene Hoffläche angeschlossen, ist, auf der die Kühe beim Auslauf zwar nicht weiden, wohl aber Frischluft schnappen können. Kühe, die eine Weidemöglichkeit haben, werden von April bis Oktober auf die Weide gelassen. Diese Weidemöglichkeiten sind wichtig für die Kuhgesundheit, vor allem Klauen und Gelenke der Kühe. Nur auf einer Weide können die Kühe ihr natürliches Herdentierverhalten ausleben. Einen Anspruch auf Weidegang haben Kühe aber nur im ökologischen Landbau. Für die konventionelle Haltung gibt es keine gesetzlichen Vorschriften, die einen Weidegang oder Auslauf vorschreiben würden.
Nachwuchs und Zucht
Drei bis fünf Schwangerschaften bei Biomilchkühen.
Zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat wird eine Kuh geschlechtsreif. Zur Zucht muss sie etwa 75 Prozent ihres Endgewichts erreicht haben, das bei den typischen Rassen bei etwa 400 Kilogramm liegt. Richtig gefüttert brauchen Kühe bis zu 1,5 Jahre, um dieses Gewicht zu erreichen. Jährlich muss die Milchkuh ein Kälbchen zur Welt bringen, damit sie Milcherträge liefern kann. Das Jungtier wird sofort nach der Geburt von der Mutter getrennt. Das soll die Kühe vor Infektionen bewahren und eine Bindung zwischen dem Muttertier und dem Kalb verhindern. Auch bei Kühen in Biohaltung ist das fast immer so. In manchen Ställen gibt es allerdings eine "muttergebundene Aufzucht", bei der das Kälbchen bis zu 9 Monate bei der Mutter bleibt. Milch aus solchen Ställen ist für den Konsumenten dann natürlich teurer. Da das Kälbchen in Biobetrieben drei Monate lang mit der Milch der Mutter gefüttert wird, würden die Erträge der verkäuflichen Milch sonst nicht die für den Milchbauern entstehenden Kosten decken. Ein weibliches Kalb wird meist wieder als Milchkuh gehalten. Ein männliches Kalb wird gemästet, um nach ungefähr 1,5 Jahren geschlachtet zu werden. Nach drei bis fünf Schwangerschaften ist auch bei Biomilchkühen die mögliche Zahl der sogenannten Laktationen, der Milchabgabe, erschöpft. Dann werden die Kühe geschlachtet.